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Botschafter

Bogna Koreng

Bogna Koreng / Korjeńkowa

sorbische Journalistin,  Moderatorin und Chorleiterin;
Moderatorin von “Wuhladko” und Leiterin des MDR-Studios Bautzen/Budyšin / Deutschland

„In welcher Sprache denkst du eigentlich?“, dumme Frage, dachte ich zuerst lächelnd. Doch nach einer Antwort suchend, bemerkte ich: in mehreren. Das war mir gar nicht bewusst. In privaten Angelegenheiten meistens sorbisch, in fachlichen manchmal deutsch und situationsabhängig teilweise auch niederländisch, polnisch oder englisch.

Da ich zweisprachig, sorbisch und deutsch, aufgewachsen bin, und im Urlaub als Kind manchmal eine dritte Sprache angewendet habe, erschlossen sich mir Fremdsprachen umso schneller. Wie viel ärmer wäre mein Leben – das private und sogar das berufliche –, wenn ich nicht mit den slawischen und germanischen Sprachen jonglieren könnte.

Ja – Globalisierung und Mehrsprachigkeit gehören zusammen. Mit der Einsprachigkeit besteht die Gefahr von Einseitigkeit und somit die Gefahr von Ausgrenzung. Wenn man eine zweite – oder eine dritte, vierte – Sprache nicht beherrscht oder zumindest versteht, können sich weder die Gedanken der Menschen, noch ein Teil ihres Lebens und Umfeldes erschließen.

Bei aller Globalisierung gewinnt das Besondere, die eigene Identität, mehr und mehr an Bedeutung. Die Minderheitensprachen bergen ein reiches Kulturgut, die Quelle der Herkunft, und damit eine unentbehrliche Heimat und manchmal auch ein Versteck. Mit meiner Muttersprache besitze ich einen unheimlichen Reichtum und diesen muss ich für meine Nachkommen bewahren, vermehren, und diesem Falle: entwickeln. Mit meiner Arbeit als Journalistin und Leiterin des Sorbischen Rundfunks versuche ich diesen Anspruch auch beruflich zu erfüllen.

Ohne Mehrsprachigkeit kann sich der Mensch heutzutage nicht frei bewegen, er kann nicht von der kulturellen Verschiedenheit Europas probieren. Und die Minderheitensprachen sind die Sahne auf dem Sprachenkuchen. Also lasst uns eine entsprechende Portion nehmen: je größer, desto besser. Und habt keine Angst vor der Mehrsprachigkeit, sondern eher vor der Einsprachigkeit. Aber die ist ja bekanntlich heilbar.

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Zsuzsanna Gerner

Dr. Zsuzsanna Gerner

Leiterin des Lehrstuhls für germanistische Sprachwissenschaft;
Prodekanin der Philosophischen Fakultät der Universität Pécs;
Honorarkonsulin der Bundesrepublik Deutschland in Fünfkirchen/Pécs / Ungarn

“Wenn ich meine eigene Sprachbiographie betrachte, habe ich es stets als Vorteil empfunden, dass ich mehrsprachig aufgewachsen bin. Deshalb habe ich Mehrsprachigkeit auch meiner Tochter mit auf den Weg gegeben.

Mehrsprachigkeit bereichert auf jeden Fall, denn man hat dadurch einen direkten Zugang zu verschiedenen Menschen, zu verschiedenen Kulturen, man kann seine eigene Position in der Welt wesentlich leichter und besser finden.

Tschingis Aitmatow hat mal gesagt, es sei nicht egal, in welcher Sprache man zu jemandem „Ich liebe dich!“ sagt. In diesem Sinne soll die Sprache, zu der man eine emotional-affektive Bindung hat, nach Möglichkeit weitergegeben werden.

Als allgemeiner Grundsatz gilt, dass Sprache eine wesentliche Grundlage des Selbstverständnisses bildet. Im Falle von Minderheiten ist jedoch die sprachliche Konstruktion der Identität auf vielfältige und komplexe Weise mit der ethnisch-kulturellen Zugehörigkeit bzw. mit der Herkunft verflochten. Minderheitenangehörige versuchen ihre Herkunftskultur und Sprache zu bewahren, sind jedoch zugleich gehalten, sich die Kultur und Sprache der Majorität anzueignen. In einer solchen Situation entsteht individuelle und gesellschaftliche Zweisprachigkeit, die man durchaus als Bereicherung erleben kann und soll.”

Philosophische Fakultät der Universität Pécs

Honorarkonsulin der Bundesrepublik Deutschland in Fünfkirchen/Pécs

Herbert Dorfmann

Herbert Dorfmann

Mitglied des Europäischen Parlamentes, Südtirol / Italien

“Sicherlich wäre einiges einfacher, wenn es nur eine Sprache gäbe – auch für uns im Europäischen Parlament wäre es einfacher, wenn wir nur in einer Sprache kommunizieren würden. Aber ich bin überzeugt, dass unsere Muttersprache Teil unserer Identität ist und dass das große Europa nur Erfolg haben kann, wenn wir die Vielfalt der Sprachen und Kulturen, die Vielfalt der verschiedenen Menschen, die in Europa leben, respektieren. Ich bin davon überzeugt, dass Europa nie eins sein wird, wenn wir diese Frage nicht lösen können.”

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Johan-Häggman

Johan Häggman

Europäische Kommission, Generaldirektion Übersetzung, Brüssel / Belgien

“Ich kann mich in zehn Sprachen ausdrücken, sieben oder acht davon spreche ich fließend.

Sprachen sind wichtig: Studien der Europäischen Kommission zeigen, dass es einfacher ist, eine Stelle zu finden, den Job zu wechseln und Karriere zu machen, wenn man mehrere Sprachen spricht. Mehrsprachigkeit hat daher einen persönlichen Mehrwert.

Ein Unternehmen, das erfolgreich sein und neue Märkte erobern will, braucht Mitarbeiter, die mehrere Sprachen sprechen.

Minderheiten sind Brücken zwischen Kulturen und Ländern. In Minderheitenregionen werden mehrere Sprachen gesprochen und oft ist der Lebensstandard dort höher.”

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Luis Durnwalder 1

Luis Durnwalder

Landeshauptmann Südtirols / Italien // Prime Minister of South Tyrol / Italy

“Europa hat uns viele wirtschaftliche Vorteile gebracht, vor allem aber haben wir noch nie in so einer langen Zeit des Friedens gelebt. Aber Europa muss verstehen, dass Europa nur schön und liebenswert ist und für uns alle Heimat bedeuten kann, wenn wir auch die kleinen Heimaten – das heißt die eigene Identität, das sind die einzelnen Regionen und Minderheiten – ernst nehmen. In Europa darf sich nicht der Starke über den Schwachen stellen, sondern der Starke muss den Schwächeren schätzen, ernst nehmen und ihm helfen. Wir werden nur dann dauerhaften Frieden in Europa erhalten, wenn auch die Sprachen und Identitäten der kleinen Gruppen ernst genommen werden und wenn die Regionen ihre Probleme innerhalb ihrer Region entsprechend lösen können.

Die kleinen Minderheiten und die kleinen Sprachen müssen erhalten werden.”

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Csaba-Sandar-Tabajdi

Csaba Sándor Tabajdi

Mitglied des Europäischen Parlamentes / Vorsitzender der Intergruppe für traditionelle Minderheiten, nationale Gemeinschaften und Sprachen im Europäischen Parlament, Ungarn

“Die Europäische Union besteht aus 28 Ländern, aber viel mehr Völkern. 40 Mio. Menschen in Europa — 8 % — gehören einer Minderheit an oder einer Volksgruppe ohne Staat. Ich denke, diese Völker stellen einen großen Wert dar für die gesamte EU.

Im EU-Parlament, als Präsident der Intergruppe, versuche ich “hallo” in 22 verschiedenen Sprachen zu lernen: “servus”, “hello”, “hi” “szia”, und so weiter. Zu einer großen Feier wie Weihnachten wünsche ich in 22 Sprachen im Fahrstuhl ein frohes Fest. Ich bin überzeugt, dass dies sehr wichtig ist, denn es zeigt, dass ich offen bin anderen Menschen, Sprachen und Kulturen gegenüber. Im heutigen Europa, wo wir immer egoistischer und national orientierter werden, ist es wichtig, Sprachen zu lernen, auch wenn es nur ein paar Worte sind. So zeigen wir, dass wir bereit sind, uns über die europäische Kultur, Traditionen, Identität und Sprachen zu informieren.”

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Reinhold Messner

Reinhold Messner

Bergsteiger, Abenteurer und Buchautor, Südtirol/Italien

“Wann man genau auf die Menschheit hinschaut, dann ist im Grunde jeder Mensch Teil einer Minderheit und jeder Mensch hat das Recht, als Minderheit respektiert zu werden mit den gleichen Rechten wie jeder andere.

Ich persönlich hatte die Chance, bei meinen Expeditionen vielen verschiedenen Menschen zu. Vor allem in den Bergen gibt es Tausende Völker mit verschiedenen Sprachen und Traditionen. Ich schätze mich glücklich, dass ich von ihnen allen lernen konnte und ich fühle mich mit ihnen allen verbunden. Ich hoffe, dass in vielleicht 100 oder 1000 Jahren endlich Frieden auf der Erde herrscht, weil sich alle Minderheiten und Volksgruppen respektieren.”

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Ursina Giger

Singer-Songwriterin aus dem Kanton Graubünden in der Schweiz, welche rätoromanische und englische Lieder schreibt // Ursina ei ina cantautura ord il cantun Grischun en Svizra, che scriva canzuns cun texts romontschs ed engles (www.ursinamusic.com)

ROMONTSCH
„Musica ei lungatg, lungatg ei cultura, cultura ei identitad ed identitad dat forza. Pli bia lungatgs che vegnan tschintschai ell’Europa e pli multifaras e vivas ein las culturas ed brat denter quellas. Quei brat, il qual jeu pertscheivel fermamein enteifer la Giuventetgna dallas Cuminonzas Etnicas Europeicas (GCEE), ei fetg inspironts ed influenzescha mia musica.”

DEUTSCH
„Musik ist Sprache, Sprache ist Kultur, Kultur ist Identität und Identität stärkt. Je mehr Sprachen in Europa gesprochen werden, desto vielfältiger und lebendiger sind die Kulturen und deren Austausch. Dieser Austausch, welchen ich innerhalb der Jugend Europäischer Volksgruppen (JEV) erfahren darf, ist unglaublich inspirierend und spiegelt sich in meiner Musik wieder.

Isabelle Barth O’Neill

Doctor of “Arts, Culture & Communications” at Bordeaux University,
Founder of the Multilingual Cafe and Expat-Lang

ENGLISH
„Language diversity is an open door to others. A door which stays open to discover and enjoy the culture of others and who they are. Language diversity is making every single language live and be active in creating new words and concepts. Language diversity is allowing people to think, work and live in the language of their ancestors and respecting who they were.”

FRANÇAIS
„La diversité linguistique, c’est ouvrir sa porte aux autres. Cette porte se doit de rester ouverte afin de découvrir et apprécier la culture de l’autre et de comprendre qui il est. La diversité linguistique est rendre chaque langue vivante et active en lui permettant de créer de nouveaux mots et concepts La diversité linguistique, c’est permettre aux gens de penser, travailler et vivre dans la langue de leurs ancêtres et de respecter ceux qu’ils étaient.”

Martha Stocker

Regierungsmitglied der Autonomen Region Trentino-Südtirol (Italien),
Vizepräsidentin der FUEV

„Nur wenige wissen, dass allein in der Europäischen Union neben den 23 Amtssprachen noch 60 Regional- und Minderheitensprachen gesprochen werden und oft ist den Minderheiten selber nicht bewusst, welcher Mehrwert und welche Vorteile mit dieser Vielfalt verbunden sind. Wir müssen verstärkt die Vorteile von Regional- und Minderheitensprachen sichtbar und diese Ressource der natürlichen Zwei- und Dreisprachigkeit nutzbar machen. Damit tragen wir am besten zur Erhaltung der sprachlichen Vielfalt bei.”

 

wolfgang bartesch

Wolfgang Bartesch

Eigentümer und Geschäftsführer // Owner & Managing Director FoxAutorent

DEUTSCH
„Mehrsprachigkeit ist eine immense kulturelle Bereicherung. Sie erweitert nicht nur Horizonte und Möglichkeiten der Kommunikation, sie ermöglicht auch völlig neue Ausdrucksformen. Als deutscher Muttersprachler in Budapest wohnend erlebe ich immer wieder die Vielfalt und Schönheit der jeweiligen Sprache.”

MAGYAR
„A többnyelvűség egy óriás kulturális gazdagsággal is jár. Nemcsak látókörünket bővíti, hanem új lehetőségeket is nyit számunkra a kommunikáció terén. Egyben új kifejezési formákat is lehetővé tesz a mindennapjainkban. Mint német anyanyelvű, aki Budapesten élek, újra és újra megtapasztalom azt a sokszínűséget és szépségét, amit a nyelvek kavalkádja okoz számomra.”