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Fakten

Hier findet ihr eine Auswahl von Fakten zu Sprachen und zur Mehrsprachigkeit. In unserem Vielfaltskoffer findet ihr einen Flyer mit den wichtigsten dieser Informationen – für eure Veranstaltungen!

 

FAKTEN ZU SPRACHEN

In Europa spricht man zu Recht von einem Sprachgewirr.
Der Europarat – der 47 europäische Staaten umfasst – spricht von 220-230 indigenen Sprachen und Sprachgruppen mit ca. 100 Millionen Angehörigen. Laut Europarat wird das Baskische als älteste heute in Europa gesprochene Sprache betrachtet.

Laut offiziellen Angaben der EU gibt es neben den 24 Amtssprachen der Europäischen Union, über 60 Regional- oder Minderheitensprachen, deren Sprecherzahl mit 40 Millionen Bürgern beziffert wird.

Christoph Pan beziffert die Anzahl der Sprachen in Europa mit 90 Sprachen, davon werden 37 als Nationalsprachen gesprochen und 53 Sprachen gelten als „staatenlose Sprachen“.

Zu den großen staatenlosen Sprachen zählen Katalanisch und Okzitanisch mit jeweils rund 6 Mio. Menschen. Diese Sprachen haben damit mehr Angehörige als zum Beispiel Finnen (5 Mio.), Dänen (5 Mio.), Norweger (4 Mio.) und Kroaten (4,5 Mio.), die allesamt Nationalsprachen sind. Aber auch Waliser, Basken, Westfriesen, Bretonen und einige der Völker Russlands wie Baschkiren und Tschuwaschen liegen über der kritischen Sprachgrenze.

Die kritische Grenze für das Überleben einer Sprache wird auf 300.000 Sprecher geschätzt. Dies bedeutet, dass etwa 80% der europäischen Minderheitensprachen gefährdet sind. Deshalb ist es notwendig die europäischen Minderheiten zu schützen und zu fördern.

Unter der kritischen Sprachgrenze liegt die große Mehrheit der Regional- und Minderheitensprachen, wie Ladinisch, Rätoromanisch, Ober- und Niedersorbisch, Nordfriesisch und Kaschubisch.

In jedem der 36 europäischen Länder, die über 1 Million Einwohner haben, leben mindestens drei Minderheiten, d.h. die Länder Europas besitzen kein homogenes Staatsvolk!

Jeder siebte Europäer gehört einer ethnischen, nationalen Minderheit an.

FAKTEN ZUR MEHRSPRACHIGKEIT

Die EU-Bürger haben eine sehr positive Sichtweise der Mehrsprachigkeit. 88% sind davon überzeugt, dass es sehr nützlich ist, neben der Muttersprache weitere Sprachen zu sprechen und nahezu jeder EU-Bürger (98%) ist der Meinung, dass das Erlernen einer Sprache sehr wichtig für die Zukunft der Kinder ist.

Demgegenüber spricht heute lediglich ein Viertel (25%) der EU-Bürger mindestens zwei zusätzliche Sprachen.

Die Mehrheit der europäischen Bürger (81%) ist der Ansicht, dass alle in der EU gesprochenen Sprachen gleichwertig behandelt werden sollten.

Eine Studie der EU-Kommission (2009) fasst die wissenschaftlichen Zusammenhänge über die positiven Effekte der Mehrsprachigkeit zusammen:

Mehrsprachigkeit und sprachpraktische Kenntnisse sind die Voraussetzung für den interkulturellen Dialog, die gesellschaftliche Teilhabe und Mobilität sowie für das Verständnis von europäischen Werten und kulturellem Erbe.

Mehrsprachigkeit ist ein Potential für den Erwerb von bereichsübergreifenden Schlüsselkompetenzen, der Verbesserung von Leistungen beim Denken, Lernen, Problemlösen und Kommunizieren und eine Quelle für kreatives und innovatives Denken.

Kreativität und Innovation sind Schlüsselkompetenzen für die Beschäftigungsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit, und die Entwicklung von Gründer- und Unternehmergeist.

Fakten zur Mehrsprachigkeit (PDF)

 

Quellen:
Eurobarometer 2012 “Die europäischen Bürger und ihre Sprachen”
EUROMOSAIC I Studie, 1996, Fig.9
Europäisches Fremdsprachenzentrum, Europarat
Europäische Kommission
“Ik snack platt, du ok?”, In: ZEIT ONLINE
Pan, Christoph/Pfeil, Beate Sibylle, National Minorities in Europe – Handbook, Braumüller 2003
Prof. Dr. Els Oksaar, In: Předskok z dwěmaj rěčomaj, Hg. v. Domowina – Rěčny centrum WITAJ, Budyšin 2005
Prof. Dr. Jeroen Darquennes, University of Namur (Belgium)
Prof. Dr. Tatiana Smirnowa, Lehrstuhl für Ethnographie der Staatlichen Universität Omsk “F.M. Dostojewskij”
Prof. Dr. Wolfgang Wölck, Forschungszentrum für Mehrsprachigkeit Brüssel und Staatsuniversität New York
Studie über den Beitrag der Mehrsprachigkeit zur Kreativität, Europäische Kommission 2009